Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Wir springen, laufen oder heben: Während unser Geist ausgelassene Aktivitäten geniesst, ächzt unser Rücken von den stauchenden Bewegungen. Ähnlich wie bei Autoreifen, nimmt auch der Verschleiss an der Wirbelsäule mit den Jahren zu. Die Beweglichkeit und Stossdämpffunktion nimmt bereits ab dem 20. Lebensjahr ab. Zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr ist ein Bandscheibenvorfall am wahrscheinlichsten. Vor allem einseitige Belastungen sowie zu schweres Heben, Übergewicht oder eine falsche Körperhaltung strapazieren die Wirbelsäulensegmente. Unsere 23 Bandscheiben dienen als Puffer zwischen den einzelnen Wirbeln. Sie bestehen aus einem Gallertkern und werden von einem festen Faserring umschlossen und zusammengehalten. Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben immer mehr Regenerationsfähigkeit und nutzen sich deshalb ab. Der weiche Kern wird weniger elastisch, der schützende Ring wird porös und bildet Risse. Durch diese undichten Stellen am Ring kann Flüssigkeit aus dem Kern austreten und sich im Gewebe verbreiten. Der Kern verrutscht und kann beispielsweise gegen einen Nerv oder das Rückenmark drücken. Einige Bandscheibenvorfälle bleiben zunächst unbemerkt, weil der Kern in eine Gegend verrutscht, in der keine Einschränkungen zu spüren sind. Am häufigsten versagt die Bandscheibe in der Lendenwirbelsäule oder im unteren Rücken, seltener sind Hals- oder Brustwirbel von einem Bandscheibenvorfall betroffen.
Info: Während die grosse Mehrheit unspezifische und vergleichsweise harmlose Rückenprobleme spüren, verzeichnen etwa 15 Prozent aller Betroffenen spezifische Ursachen wie einen Bandscheibenvorfall, berichtet die Rheumaliga Schweiz.
Die psychosomatische Dimension des Bandscheibevorfalls
Neben den mechanischen und physiologischen Gründen eines Bandscheibenvorfalls können auch psychosomatische Ursachen Grund für die Rückenschmerzen sein. Die muskuläre Verspannung um die Wirbelsäule, vor allem im Ledenwirbelbereich, entsteht zum Beispiel oft durch Stress. Der Mediziner Philippe Dransart postuliert, dass Probleme der Lendenwirbelsäule oft auf eine mangelnde Anpassungsfähigkeit an die Herausforderungen unserer Lebensumstände zurückzuführen sind. Eine unsichere Zukunft, materielle Schwierigkeiten, emotional anstrengende Situationen jeglicher Art und allgemeine Schwierigkeiten sich auf neue Umstände einzulassen, können Angst erzeugen. Dies führt zu einer psychologischen Festigkeit, die sich in körperlichem Festhalten und Zusammenziehen sowie Drücken äussert.
Wie hilft die Craniosacral Therapie bei schmerzenden Bandscheiben?
Ein Bandscheibenvorfall, auch Diskushernie genannt, kann operiert werden. In der Schweiz werden jährlich rund 4'800 Bandscheibenoperationen durchgeführt. Jedoch müssen nicht alle Diskushernien chirurgisch behandelt werden. Konservative Therapien oder alternative Behandlungsmethoden, zusammen mit etwas Geduld, können der Rückenregion wieder neue Stärke verleihen. Die Craniosacral Therapie beispielweise ist eine alternative, medizinische Behandlungsform, die durch manuelle Techniken Verspannungen lösen kann. Neben dem Schädel (Cranium) und dem Kreuzbein (Sacrum) umfasst das Craniosacral-System die gesamte Wirbelsäule und alle dazu gehörigen Gewebe, die therapiert werden können. Die craniosacrale Therapie ist sehr sanft und weich, sodass der Körper nicht geschädigt wird. Der Therapeut erfühlt feste Stellen oder Einschränkungen im Bereich der Wirbelsäule und Bandscheiben und behandelt diese mit mild einwirkenden Impulsen. Die schmerzende Region kann sich entspannen und wird sich seiner Ressourcen erneut bewusst. Während der Craniosacral Therapie werden Muskeln und Bindegewebe um die Wirbelsäule so entspannt, dass die Wirbelsäule zu ihrer natürlichen Elastizität und Flexibilität zurückfinden kann. Dadurch können die Rückenmarkshäute ihre Zellen wieder leichter mit Nährstoffen versorgen und die Bandscheiben regenerieren sich Schritt für Schritt. Ein positiver Nebeneffekt der Entspannung des Gewebes kann sein, dass beispielweise verrutschte Wirbel wieder von alleine in ihre ursprüngliche Position zurückgleiten.
Der Biodynamische Ansatz
Der biodynamische Ansatz der Craniosacral Therapie unterstützt die Selbstheilungskräfte des Körpers. Das System wird ganzheitlich betrachtet (Körper, Geist und Seele). Vor der Behandlung werden die inneren Ressourcen (Kraftzentren) des Klienten zum Beispiel durch Visualisierungen oder verbale Begleitung verstärkt. Folgend schafft der Therapeut dem Körper Raum für Selbstheilung und hilft so der Wirbelsäule ihre Funktion zu verbessern und den Körper wieder in Balance zu bringen. Während der biomechanischen (manuellen) oder biodynamischen Behandlung kann der Therapeut durch eine verbale Begleitung helfen, Ängste, Traumata und Emotionen aufzulösen und neue Klarheit in eine Situation zu bringen, um die psychologische Seite des Schmerzes anzusprechen. Durch diese fachkompetente Begleitung kann eine nachhaltige Veränderung erzielt werden. Der Therapeut gibt damit dem Klienten die Möglichkeit, seinen Heilungsprozess selbst in die Hand zu nehmen, und hilft ihm die Verbindung zwischen Körper und Kopf wieder herzustellen.
Unterstützung durch Bewegungsarten zur Regenerierung der Wirbelsäule
Um den Erfolg der Craniosacral Therapie weiter zu unterstützen, können professionell angeleitete Bewegungsschulungen helfen. Sie unterstützen aktiv die durch die Behandlungen gewonnene Flexibilität und Vitalität der Wirbelsäule zu nutzen und zu erweitern, um die Widerstandsfähigkeit des Körpers eigenständig zu erhöhen. Es ist hierbei sinnvoll nach gut geschulten Trainern zu suchen, die persönliche Trainings anbieten. Hierzu zählen unter anderem Yoga (-Therapie), Pilates, Feldenkrais Training, einige Gymnastikformen oder Gyrotonics.