Jahrhundertelang gerieten sie in Vergessenheit. Jetzt sehen wir es in fast jedem Supermarktregal, das moderne „Powerfood“: Chia-Samen, Weizengras oder Goji-Beeren. Während Azteken oder Indianerstämme bereits vor mehreren Tausend Jahren auf die heilende Wirkung dieser drei Exoten schworen, wirken sie auf uns noch etwas befremdlich. Was hat es mit dem trendigen „food“ wirklich auf sich und was macht es im Vergleich zu altbekannten Lebensmitteln so „super“?
Chia-Samen – Energiequelle der Maya
Ursprünglich kommt der Chia-Samen aus Mexiko und wird aus der Artepitheton-Pflanze, die zur Gattung des Salbeis gehört, gewonnen. Das Wort Chia ist aus der Aztekensprache abgeleitet und bedeutet so viel wie „ölig“. Für die Maya gehörten Chia-Samen durch die hohe Energiedichte zum Grundnahrungsmittel. Schenken wir der mexikanischen Volksmedizin Glauben, reicht ein einziger Teelöffel aus, um den Menschen einen Tag lang mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen.
Ein Blick in den Samen
In einem winzigen Samen sind mehr gesunde Inhaltsstoffe enthalten als du dir vorstellen kannst. Überdurchschnittlich reich an Antioxidantien, Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und ein sehr hohes Omega-3-Vorkommen (über 18 Gramm pro 100 Gramm) machen die Chia-Samen theoretisch so gesund. Einen Haken gibt es allerdings: Der reine Chia-Samen darf erst seit rund zwei Jahren nach Europa importiert werden, sodass es noch zu wenige Studien darüber gibt, wie gesund der Exote wirklich ist. Noch unklar ist beispielsweise, ob der Samen allergische Reaktionen auslösen kann. Aus diesem Grund raten europäische Behörden, nicht mehr als 15 Gramm pro Tag zu verzehren.
„Superfood“ vs. „normales Food“ im direkten Vergleich
Chia-Samen hat
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Studien aus dem Ausland
Im Ausland hingegen wird schon viele Jahre lang am kleinen Samen geforscht. Laut einer Studie des Nutritional Science Research Institute in Massachusetts haben Chia-Samen einen natürlichen blutverdünnenden Effekt, der das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts senken kann. Ausserdem sollen Chia-Samen den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen und regulieren. US-amerikanische Behörden raten erst ab einer Menge über 48 Gramm Chia-Samen zur Vorsicht.
Goji – ehrenhafte Beere aus Fernost
Glücksbeere, so wird die Goji-Beere auch genannt. Vielleicht, weil sie eine kleine Vitaminbombe ist. Die Goji-Beer-Pflanze gehört zu den Nachtschattengewächsen und wurde bereits vor Tausenden Jahren in China, Tibet und der Mongolei als Nahrungs- und Heilmittel genutzt. Heutzutage wird der Strauch weltweit angebaut, doch liefert China die trendige Frucht immer noch zu 99 Prozent. Im Hauptanbaugebiet der Goji, der Region Ningxia, hat die Beere eine lange Tradition. Jedes Jahr wird zu Ehren der Beere ein Fest veranstaltet.
Ein Blick in die Beere
Die roten oder orangegelben Goji-Beeren liefern zahlreiche lebenswichtigen Nährstoffe. 50 Gramm getrocknete Goji-Beeren decken beispielsweise den Tagesbedarf an Eisen. Sie enthalten ebenso viel Vitamin A, wichtige B-Vitamine, Vitamin E und 500 Mal mehr Vitamin C als Orangen. Zudem verfügt die Beere über 19 Aminosäuren, essentielle Fettsäuren, Betaine, Magnesium, Eisen, Spurenelemente und Polysaccharide, die unsere Abwehrkräfte stärken können. Darum lohnt es sich besonders, die Goji-Beere in der kalten Jahreszeit in den Speiseplan zu integrieren.
„Superfood“ vs. „normales Food“ im direkten Vergleich
Goji-Beeren haben
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Was sagt die Wissenschaft
Durch ihren Reichtum an Antioxidantien sollen Goji-Beeren besonders gesund für die Augen sein. Zudem stärken sie das Immunsystem durch ihre zahlreichen Vitalstoffe, regen die Verdauung an, binden Giftstoffe im Magen, helfen dabei, Entzündungen zu hemmen, und wirken sich positiv auf das körperliche Wachstum aus. Sie sollen sogar vorsorglich gegen Krebs helfen und kommen teilweise bei der Krebstherapie zum Einsatz, unter anderem, um die Nebenwirkungen einer Chemotherapie abzuschwächen. Bisher sind keine Nachteile der Goji-Beere wissenschaftlich belegt. Menschen, die jedoch blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten die Beere mit Vorsicht geniessen, da sie blutverdünnend wirken kann.
Weizengras – orientalisches Entgiftungsmittel
Ob indianische Schamanen, Druiden, Priester, Vertreter der chinesischen Heilkunde oder Benediktiner wie Hildegard von Bingen: Die heilende Wirkung von Weizengras wussten schon viele Menschen zu schätzen und sie geht bis ins Altertum zurück. Ursprünglich stammt das Süssgras aus dem Orient, wo es bereits im 11. Jahrhundert angebaut wurde. Für den Menschen ist Weizengras nicht zum rohen Verzehr bestimmt, kann aber durch Weizengrassaft, Nektar oder sogar als Pulver zu sich genommen werden.
Ein Blick in die Faser
Wissenschaftliche Studien attestieren den jungen Trieben des Weizens einen aussergewöhnlichen Reichtum an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Besonders der wertvolle Nährstoff Lutein, verleiht dem Gras solch heilende Kräfte. Lutein kann dazu beitragen, dass Augenerkrankungen verhindert oder gelindert werden. Ausserdem ist Weizengras ein natürliches Entgiftungsmittel, liefert jede Menge Chlorophyll, unterstützt die Funktion der Leber und verbessert die Sauerstoffversorgung im Körper. Es heisst sogar, Weizengras könne unangenehme Körpergerüche reduzieren, das Blut reinigen, den Blutzuckerspiegel regulieren und die Fettverbrennung anregen.
„Superfood“ vs. „normales Food“ im direkten Vergleich
Weizengras hat
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Vorsicht vor den Nebenwirkungen
Trotz zahlreicher Vorteile kann sich beim Verzehr von Weizengras die eine oder andere Nebenwirkung bemerkbar machen, vor allem bei Menschen, die sehr magenempfindlich sind. Bekannte Nebenwirkungen sind zum Beispiel: Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall, allergische Reaktionen und ebenso bietet Gras einen idealen Nährboden für Schimmel. Wird die Pflanze auf ungesunden Boden gepflanzt, kann sie von Schimmelpilz befallen sein und somit ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Fazit zum „Superfood“
Magische Samen, geheimnisvolle Beeren oder wundersames Gras: Fest steht, sowohl Chia-Samen, Goji-Beeren und Weizengras dürfen sich zurecht wieder grosser Beliebtheit erfreuen und mit ihren Inhalten ruhig auch mal angeben. Schliesslich haben wir sie lange genug vernachlässigt. Doch trotz der unglaublichen Mengen an Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen und deren positive Auswirkungen auf den Menschen, dürfen wir die drei Exoten nicht als Allheilmittel ansehen. Gewiss schadet es nicht, das eine oder andere „Superfood“ in seinen Speiseplan zu integrieren, jedoch können wir uns auch nicht nur auf einzelne gesunde Lebensmittel verlassen. Denn ein Lebensmittel, das alle anderen ersetzen kann, gibt es schlicht und ergreifend nicht.