Was ist Hypnose?
Die Hypnose ist ein natürlicher Zustand der Entspannung und der Konzentration, bei der die Wahrnehmung durch Suggestionen geschärft wird. Eine Hypnosetherapie, auch als Hypnotherapie bezeichnet, kann in Einzel- oder Gruppentherapie sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden.
Laut der „Gesellschaft für klinische Hypnose“ (MEG) und der „Deutschen Gesellschaft für Hypnose“ (DGH), ist die Hypnosetherapie ein psychotherapeutisches Verfahren, welches die hypnotische Trance dazu nutzt:
- Verhaltensänderungen zu ermöglichen
- Gedankliche Strukturen neu zu verknüpfen
- Unproduktive Einstellungen und Haltungen zu korrigieren
- Affektive Muster zu verändern (minimieren, verstärken, neu konditionieren)
- Emotional belastende Ereignisse und Empfindungen zu restrukturieren
- Physiologische/biochemische Veränderungen für Heilungsprozesse zu fördern
Neben diesen Therapiezielen soll der Patient durch die Hypnose Zugang zu seinen individuellen Ressourcen finden und damit nicht nur psychologische, sondern auch körperliche Beschwerden positiv beeinflussen. Daher ist der Anwendungsbereich der Hypnosetherapie sehr vielfältig.
Wem hilft Hypnose?
Psychische Symptome zählen zu den bekanntesten Gebieten, die sich für eine Behandlung mit der Hypnose eignen. Beispiele dafür sind:
- nervöse Anspannungen
- geringes Selbstbewusstsein
- Stottern
- mentales Training
Auch als Suchtprävention ist die Hypnose ein wirksames Instrument. So kann die Behandlung bei folgenden Behandlungsfeldern nützlich sein:
- Raucherentwöhnung
- Essstörungen
- Alkoholsucht
Zum Einsatzgebiet der Hypnose zählen auch körperliche Beschwerden wie:
- chronische Schmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Vorbereitung auf anstehende Operationen
Zudem kann Hypnose Personen therapieren, die:
- an Adipositas (Fettleibigkeit) leiden
- allgemein beim Abnehmen Hilfe benötigen
Wie funktioniert Hypnose?
Die Hypnose ist eine Art Tür zum Unterbewussten. Denn bei der Hypnose wird das Unterbewusstsein aktiviert und in erhöhte Aufmerksamkeit versetzt.
Befinden Sie sich in einem Zustand der Trance, kann eine stärkere Verbindung zum Wesenskern aufgenommen werden. So ist es möglich bei Bewusstsein in das Unbewusstsein einzutauchen.
Was Sie dort finden, sind häufig versteckte Wahrheiten, verdrängte Erinnerungen oder alte Glaubenssätze. Die Kenntnis über dieses verborgene Wissen ist der erste Schritt zu einer nachhaltigen Veränderung.
Eine Hypnose kann nicht funktionieren, wenn der Patient den Zustand der Trance ablehnt.
Bei der dynamischen Hypnose geht es vor allem darum, einfachere Probleme zu lösen. Dazu gehört Prüfungsangst oder Konzentrationssteigerung. Die Hypnoseanalyse hingegen beschäftigt sich mit psychischen Probleme die sogar einen Krankheitswert haben können. Suggestive Elemente werden bei der Therapie mit einbezogen und arbeitet nach dem Grundsatz von Ursache und Wirkung.
Wiefühlt sich Hypnose an?
Was genau der Hypnotisierte im Zustand der Trance empfindet, ist ganz individuell. Wer bei der weit verbreiteten Entspannungshypnose in eine Trance versetzt wird, fühlt sich im Allgemeinen entspannt und weniger schläfrig oder abwesend wie vielleicht vermutet. Denn auch wenn der Hypnotisierte in einem Zustand zwischen schlafend und wach liegt ist wichtig, dass er äusserst fokussiert ist.
Es gibt allerdings auch Trance-Zustände, die im Gegenteil dazu sehr aktiv sind. Der Hypnotisierte ist hellwach und kaum in Trance, etwa bei der Wachhypnose.
Therapeuten haben die Möglichkeit unterschiedliche Techniken der Hypnose anzuwenden. Drei mögliche Methoden, haben wir genauer unter die Lupe genommen:
1. Entspannungshypnose
Wie der Name andeutet, wirkt die Entspannungshypnose auf den Patienten sehr beruhigend. Das Nervensystem wird bei dieser Form der Hypnose regeneriert und ruft beim Hypnotisierten eine tiefe Suggestion hervor. Die hypnotisierte Trance, die durch die Entspannungshypnose hervorgerufen wird, fühlt sich ähnlich an, als würde man lange in die Ferne oder auf ein und denselben Punkt blicken. Wer diesen Trance-Zustand erreicht, spürt innere Ruhe und ist dazu in der Lage, Gefühle tiefer wirken zu lassen. Sie können loslassen und Probleme ziehen davon.
Auch wenn jeder einen ähnlichen Trance-Zustand wie bei der Entspannungshypnose schon mal erlebt hat, ist diese noch intensiver und stärker als es bei der zufälligen Trance der Fall ist.
2. Wachhypnose
Die Wachhypnose wird nicht so häufig angewendet wie die Entspannungshypnose, weil sie vor allem bei bestimmten gesundheitlichen Anliegen wie körperlichen Beschwerden oder Ängsten infrage kommt.
In der Wachhypnose befindet sich der Patient die gesamte Behandlung über in einem Wachzustand. Auch wenn der Hypnotisierte nur eine ganz einfache Suggestion vom Therapeuten empfängt, kann die Wachhypnose in vielen Behandlungsbereichen sehr gute Wirkung erzielen.
3. Therapeutische Tiefentrance
Unter der Tiefentrance verstehen viele Menschen den Zustand der vollkommenen Abgabe der Bewusstseinskontrolle, durch die der Patient schnell manipuliert werden kann. Dies trifft hier jedoch nicht zu.
In der therapeutischen Tiefentrance fühlt sich der Hypnotisierte zwar sehr entspannt, teilweise vielleicht auch benebelt, ist aber dennoch anwesend.
Der therapeutischen Tiefentrance wird nachgesagt, dass sie die Therapieform mit dem dauerhaftesten Wirkungsgrad hat, da es das Unterbewusstsein am besten beeinflussen und Suggestion intensivieren kann.
Wie wirksam ist Hypnose?
Sowohl die experimentelle als auch die klinische Hypnoseforschung entwickelte sich vor allem in den letzten 30 Jahren erheblich, berichtet der Hypnose Dachverband Schweiz (DHS).
Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Hypnosetherapie in unterschiedlichen Bereichen wirksame Effekte erzielen kann. Der „Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie“ hat definierte Anwendungsbereiche der Hypnosetherapie im Jahr 2006 sogar wissenschaftlich anerkannt. Dazu zählen:
- Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Erkrankungen
- Abhängigkeiten und Missbrauch (Raucherentwöhnung und Methadonentzug)
1. Hypnose bei Angststörungen
An der „Universität Konstanz“ testeten Wissenschaftler 2006 die Wirksamkeit der Hypnosetherapie bei Angststörungen. Dabei wurde eine Metaanalyse für 18 kontrollierte, klinische Studien durchgeführt. Zu den Beschwerden, unter denen die getesteten Personen litten, zählten Phobien, generalisierte Angststörung und Angst.
Wie sich zeigte, erzielte die Hypnosetherapie besonders gute Wirksamkeit bei Kindern und bei Patienten mit Phobien.
Insgesamt verbesserten sich die Beschwerden bei 73,56 Prozent der Probanden. Dabei hatte die Anzahl der Therapiesitzungen keinen signifikanten Einfluss auf die Effektivität. Im direkten Wirksamkeitsvergleich zur Verhaltenstherapie ergab sich kein signifikanter Unterschied.
Damit kann Hypnotherapie als wirksames bis hochwirksames Verfahren bei bestimmten Angststörungen gelten und zeigt sich im direkten Vergleich mit Verhaltenstherapie als genauso effektiv.
2. Hypnose zum Abnehmen
Einer aktuellen Studie der „Universität Tübingen“ zufolge kann Hypnotherapie bei Übergewicht helfen. Im Gegensatz zur Verhaltenstherapie zeigten sich bei den übergewichtigen Probanden, die mit der Hypnosetherapie behandelt wurden, stärkere Verbesserungen.
Insbesondere nach der Therapie hielten die Testpersonen ihr Gewicht konstanter.
3. Hypnose bei Neurodermitis
Eine weitere Studie der „Universität Tübingen“ fand heraus, dass bei Patienten mit Neurodermitis ebenfalls Erfolge durch eine Hypnosetherapie verzeichnet werden konnten. Die Hauterkrankung hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen und verursacht häufig zusätzlich psychosoziale Belastungen.
33 Patienten mit Neurodermitis wurden in der Studie entweder mit Hypnotherapie behandelt oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Insgesamt bekamen die Probanden der ersten Gruppe über zwölf Stunden lang individuelle Therapiesitzungen.
Während sich die Beschwerden der Patienten aus der Gruppe mit Hypnosetherapie signifikant verbesserten, wiesen die Patienten der Kontrollgruppe eine jahreszeitbedingte, signifikante Verschlechterung auf.
Zudem nahm die psychosoziale Belastung bei den Patienten mit Hypnosebehandlung ab und war im Vergleich zur Kontrollgruppe nach der Therapie sogar nur halb so stark vorhanden.
Die Veränderungen bezeichneten die Wissenschaftler den Ergebnissen zufolge als klinisch bedeutsam. Denn die Effektivität der Hypnosetherapie lag deutlich über denen vergleichbarer Therapieprogramme.
4. Langzeitwirkung der Hypnosetherapie
Wie eine Metaanalyse von über elf verschiedenen Studien zeigt, kann mithilfe der Hypnose eine signifikante Wirksamkeit auch in den Bereichen Adipositas, Migräne, primäre Insomnie (Schlafstörung), Flugangst, Prüfungsangst und Nikotinabhängigkeit erzielt werden.
Um die Langzeitwirkung der Hypnotherapie festzustellen, wurden drei unterschiedliche Behandlungsformen getestet und mit einer Kontrollgruppe verglichen. Zu den Therapieformen zählten: 1. Hypnosetherapie 2. Verhaltenstherapie 3. kombinierte Therapie.
Insgesamt wurden 397 Patienten ausgewertet, die unter einer der oben genannten Beschwerden litten. Darunter waren 278 Frauen und 119 Männer. Von ihnen wurden insgesamt 99 Personen mit der Hypnose behandelt, 110 Patienten vollzogen eine Behandlung durch die kognitive Verhaltenstherapie und 138 Personen durchliefen ein kombiniertes Programm. 50 Probanden befanden sich in einer unbehandelten Kontrollgruppe.
Alle Studien wurden an der „Universität Tübingen“ in der Abteilung für Klinische- und Entwicklungspsychologie durchgeführt.
Mithilfe von Katamnesedaten, also Berichten über den Zustand des Patienten nach dessen Entlassung, wurden die gesundheitlichen Verbesserungen ausgewertet. Wie sich zeigte, konnten alle drei Behandlungen kurz- und langfristige Erfolge verzeichnen. Doch während die kognitive Verhaltenstherapie konstant mittlere Effektstärken aufwies, zeigte sich bei der Hypnosetherapie eine Steigerung der Wirksamkeit von mittlerer oder sogar grosser Effektstärke, sobald die Therapie abgeschlossen war.
Die bedeutendste Wirksamkeit erzielte eine kombinierte Therapie mit hypnotischen und verhaltenstherapeutischen Elementen.
Ausserdem stellten die Wissenschaftler fest, dass es eine deutlich grössere Langzeitwirkung von Interventionsformen mit hypnotherapeutischen Elementen gegenüber reiner Verhaltenstherapie gab.
Keine Angst vor Hypnose
Jemand, der mit der Hypnose noch nie in Berührung gekommen ist, vermutet fälschlicherweise oft, dass während der Sitzung die Kontrolle über das Bewusstsein verloren geht. Doch im Zustand der therapeutischen Hypnose ist der Klient zu keinem Zeitpunkt willenlos. Zwar begibt er sich in einen Zustand der Trance, die sehr tief sein kann, verliert jedoch dabei nicht das Bewusstsein oder die Selbstkontrolle über seinen Körper und seine Gedanken. Der Patient ist nicht nur Herr seiner Sinne, sondern spürt genau, was um ihn herum geschieht. Somit gibt der Hypnotisierte während der Behandlung keine Informationen preis, die er nicht mitteilen möchte und kann den Trance-Zustand verlassen, wann er will. Selbst wenn im Moment der Trance ein Feuer ausbrechen würde, wäre der Patient ohne Warnung dazu in der Lage, die Flucht zu ergreifen.
Es ist demnach nicht möglich, in der Hypnosetherapie gegen seine ethischen Vorstellungen beeinflusst zu werden. Zudem dokumentiert der Hypnosetherapeut eine Sitzung normalerweise ganz genau oder nimmt die Hypnosesitzung auf Tonträgern auf.
Wer sich fragt, ob es möglich ist, nicht mehr aus der Hypnose aufzuwachen, kann auch hier beruhigt sein. Bisher ist kein einziger Fall bekannt, bei dem der Patient im Zustand der Trance geblieben ist. Sollte der Hypnotiseur nicht dazu in der Lage sein, den Patienten aus der Hypnose zurückzuholen, kann dieser von selbst wieder in den Wachzustand gelangen oder in einen leichten Schlaf fallen, aus dem er kurze Zeit später erwacht.
Selbsthypnose
Hypnose ist eine Technik, die der Patient selbst anwenden kann. Die sogenannte Selbsthypnose ermöglicht die bewusste Kontrolle – sofern diese bei der Konfliktbewältigung störend ist – zu reduzieren und Lernvorgänge zu aktivieren.
Bei der Selbsthypnose kommen ähnliche Techniken zum Einsatz wie sie der Hypnotiseur anwendet. Mithilfe von Lösungsphantasien sollen dabei Veränderungsprozesse in Gang gesetzt werden. Da bei der Selbsthypnose die Person die Rolle des Hypnotiseurs mit übernehmen muss, ist eine besonders tiefe Hypnose in der Regel nicht möglich.