Bewegung im Alter: was Eurythmische Übungen bewirken

Vor etwa hundert Jahren wurden die Menschen im Durchschnitt gerade einmal 54 Jahre alt. Heute erleben immer mehr sogar ihren 90. Geburtstag. Ab der Pensionierung steht im Allgemeinen also noch ein ganzer Lebenszyklus bevor. Bei vielen Menschen spielt das Gesundbleiben in dieser Zeit eine wichtige Rolle. Dabei erweisen sich eurythmische Übungen als besonders wohltuend.

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Bewegung im Alter: was Eurythmische Übungen bewirken können

Heileurythmie stärkt ganzheitlich

Ein luftiger Schwung mit Rumpfbeuge oder bewusste Bewegungen der Handfläche: die Übungen aus der Heileurythmie sind vor allem achtsam, vielseitig und versuchen den Menschen ganzheitlich zu stärken. Der Übende soll sich selbst und andere um sich herum wahrnehmen. Seine selbstregulierenden Kräfte spüren – auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene. Dies gelingt vor allem durch die Laute und den Rhythmus der Sprache, die bei den eurythmischen Übungen mit einbezogen werden. Jede einzelne Gebärde ist bewusst und wird intensiv erlebt. Die Heileurythmie kann so nicht nur eine wirksame Hilfe im Krankheitsfall sein, sondern auch die Erhaltung von Gesundheit unterstützen.

Ein Gesundheitskurs zum jung bleiben

Gerade im Alter nehmen die Vitalkräfte ab, die Gelenke werden steifer und die Lebenskräfte ziehen sich mehr und mehr zurück. Wir merken das an der abnehmenden Beweglichkeit, langsameren Heilungsprozessen, Vergesslichkeit und verschiedenen Krankheiten wie Rheuma oder Demenz. Im Zuge der Entwicklung der Heileurythmie wurden zwölf Übungen entwickelt, die einzeln oder als Gesamtheit angewendet werden können und Krankheiten im Alter vorbeugen. Sie sind so aufgebaut, dass einerseits die verschiedenen Teile des Körpers sanft bewegt werden. Andererseits wird durch das gezielte achtsame Begleiten der Übungen eine gesteigerte Konzentration auf das Geschehen im Leib gefördert. Dies geschieht unter anderem durch den unterschiedlichen Rhythmus, z.B. der Wechsel von langsamen und eher rasch ausgeführten Übungen. Alle heileurythmischen Übungen werden auf die individuelle Situation abgestimmt und wirken gezielt stärkend, regulierend und harmonisierend. Sie eignen sich besonders zur Behandlung von Krankheiten mit degenerativem, entzündlichem oder tumorösem Charakter sowie bei funktionellen Störungen und die damit einhergehenden Beschwerden. Durch die Wechselwirkung zwischen organischen und seelischen Prozessen können auch psychosomatische und psychische Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen mit der Heileurythmie behandelt werden.

Übungen aus der Heileurythmie

Eine oft angewandte Übung ist zum Beispiel die «Ja-Nein Übung». Sie vertieft den Atem durch unterschiedliche Schrittfolgen – den sogenannten Ja-Schritt nach vorne und den Nein-Schritt rückwärts. Die Übung stärkt die Standfestigkeit und das Gleichgewicht und verhilft so zu mehr Souveränität und innerer Ausgeglichenheit. Eine zweite Übung befreit die Atmung, regt den Kreislauf an und stärkt die Abwehrkräfte. Bei dieser Übung wird das Bewusstsein auf das Herz gelenkt. Beide Arme werden erst weit ausgebreitet mit der Empfindung, die ganze Welt zu umfassen, und dann dicht vor der Mitte des Körpers gekreuzt. Am Ende kann die Übung im ruhigen Stehen eine Weile nachempfunden werden. Inzwischen belegt sogar eine an der Berliner Charité durchgeführte und von der Dr. Hauschka Stiftung unterstützte Studie, dass Eurythmieübungen die Herzfunktion von gesunden Probanden positiv beeinflussen. Die Heileurythmie findet in der Regel als Einzeltherapie statt und kann auf ärztliche Verordnung erfolgen. Sie wird von vielen Zusatzversicherungen anerkannt. Die Gesundheitskurse werden dagegen meist vorbeugend angeboten. Sie werden in Gruppen, normalerweise einmal pro Woche, durchgeführt.


Leserfrage

Auf welcher medizinischen Grundlage basiert die Heileurythmie? Eva Wagner (72 Jahre)

Liebe Frau Wagner

Die Heileurythmie gehört zur anthroposophischen Medizin und wurde massgeblich durch den Begründer Rudolf Steiner entwickelt. Dabei wurde eng mit Medizinern und Pharmazeuten zusammengearbeitet. Seit 100 Jahren entwickelt sich diese Erweiterung der Medizin stetig fort und es entstehen differenzierte Behandlungsmethoden. In meiner langjährigen Tätigkeit durfte ich oft wahrnehmen, wie dankbar die Menschen sind für das Erleben der neuen Lebenskräfte, die ihnen durch die Heileurythmie zufliessen.


 

Dieser Artikel erschien ausserdem in der Oliv Zeitschrift 01/23: zum Artikel

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