Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin
Cholesterin ist ein fettähnliches, lebensnotwendiges Molekül, aus dem sich verschiedene Hormone, Vitamin D und Gallensäuren bilden. Etwa zwei Drittel wird aus gesättigten Fettsäuren in der Leber hergestellt. Der Rest stammt aus cholesterinhaltigen Nahrungsmitteln. Cholesterinwerte über 5 mmol/l gelten als erhöht. Für den Transport von Cholesterin im Blut sorgen die Lipo-Proteine LDL und HDL (Low und High Density Lipoproteine). LDL ist reichlich mit Cholesterin beladen und bringt das Cholesterin zu den verschiedenen Organen, wo es von den Zellen aufgenommen wird. Sind die Zellen bereits mit Cholesterin versorgt oder gibt es zu wenige Andockstellen für die Transporter, bleibt LDL im Blutkreislauf und lagert sich an den Gefässen ab. Die Blutgefässe verengen sich, wodurch Krankheiten wie Arteriosklerose entstehen können. HDL hingegen wirkt wie ein Gefässschützer: es sammelt überschüssiges Cholesterin in den Zellen und im Blut ein und transportiert es zurück zur Leber. Es löst sogar haftendes Cholesterin von den Gefässwänden.
Mediterrane Ernährung stärkt das Herz
Fett- und cholesterinarm zu essen, um erhöhte Blutfette zu senken, entspricht nicht mehr dem aktuellen Wissensstand. Vielmehr ist ein herzgesunder Ernährungs- und Lebensstil, wie er mit dem Begriff der mediterranen Ernährung zusammengefasst wird, die Empfehlung der Stunde. Auch in Spitälern und Diätküchen wird die mediterrane Ernährung anstatt einer fettarmen oder cholesterinarmen Diät serviert. Sie basiert auf dem Verzehr von viel Gemüse und Obst. Zwiebeln und Knoblauch haben einen besonderen Stellenwert. Es sind vor allem die wertvollen Nahrungsfasern, sekundären Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und ungesättigten Fettsäuren, die dem Herz, Kreislauf und der Bakterienbalance im Darm guttun. Auch eine Vielfalt an Kräutern und Ölen schützt das Herz. Die ungesättigten Fettsäuren in Olivenöl, Rapsöl oder Leinöl haben rundum einen guten Einfluss auf alle Blutfette.
Beilagen, die das Herz erfreuen
Jede Hauptmahlzeit kann mit Hülsenfrüchten, Getreideprodukten oder Kartoffeln kombiniert werden. Butter, Oliven, Nüsse und Samen in angemessenen Mengen, vervollständigen die Auswahl der herzgesunden Nahrungsmittel. Die Auswahl an tierischen Lebensmitteln in der mediterranen Kost bestehen vor allem aus Milchprodukten, Fisch, Geflügel, Ei und hin und wieder aus magerem, rotem Fleisch. Wurstwaren, Süssigkeiten und Snacks sollten hingegen eher selten verzehrt werden. Denn meist entstehen in Lebensmitteln wie in industriell gefertigten Nahrungsmitteln, in süssem Gebäck, in Snacks und in Frittiertem, ungesunde Transfettsäuren. Anders hingegen verhält es sich bei Genussmitteln wie Wein und Kaffee. Durch ihren Anteil an Gerbstoffen, die einen schützenden Effekt auf das Herz haben, ist ein Glas Rotwein sehr viel herzfreundlicher. Auch eine Tasse Kaffee pro Tag kann das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag senken. Immer mehr Studien sprechen dem Kaffee gefässschützende Eigenschaften zu.
Ein gesunder Lebensstil für mehr Herzgesundheit
Die Herzgesundheit ist aber nicht nur Ernährungssache: Nichtrauchen, viel Bewegung und ein normales Körpergewicht unterstützen Herz und Kreislauf. Bleiben die Blutfettwerte zu hoch, kann der Grund eine vererbte Fettstoffwechselstörung sein, die behandelt werden sollte. Ein Ernährungsberater kann ein wertvoller Ansprechpartner sein, um die Herzgesundheit zu stärken.
Leserfrage
Gibt es auch zu niedrige Cholesterinwerte? (Mareike Krüger, 34 Jahre)
Ja das kann vorkommen. Bedeutend zu niedrige HDL-Cholesterinwerte können vererbt werden oder bei zu grossem Bauchumfang, bei Diabetes oder bei übermässigem Tabakkonsum auftreten. Die Ursache für ein zu niedriges Gesamtcholesterin können Mangelsituationen (Mangelernährung, Untergewicht) oder eine ernsthafte Erkrankung sein (chronisch entzündliche Darmerkrankung, Schilddrüsen-Überfunktion o.a.). Beschwerden bei zu niedrigen Cholesterinwerte sind Verhaltensprobleme wie Aggressivität, Depressionen und Persönlichkeitsstörungen, Gedächtnisverlust oder Demenz