Ernährunspsychologie: Essen für die Seele

Du bist, was du isst: An diesem bekannten Sprichwort ist tatsächlich Wahres dran. Wie das Essen unser Wohlbefinden beeinflusst und worauf wir achten sollten.

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Immer mehr Studien zeigen, dass eine gesunde Ernährung wesentlich zur mentalen Gesundheit beiträgt. Der Einfluss bestimmter Nährstoffe und die Rolle unseres Darms sind dabei von besonderer Bedeutung. Durch eine bewusste Auswahl von Lebensmitteln und Achtsamkeit beim Essen lassen sich psychische Erkrankungen vorbeugen und das Wohlbefinden fördern. Nährstoffe und ihre Rolle für die Psyche Das Gehirn benötigt eine Vielzahl von Nährstoffen, um optimal zu funktionieren. Omega-3-Fettsäuren, die zum Beispiel in Baumnüssen und Fisch wie Lachs oder Makrele vorkommen, sind besonders wichtig für die psychische Gesundheit. Sie wirken entzündungshemmend und fördern die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen. Laut Forschungen leiden Menschen, die regelmässig Omega-3 zu sich nehmen, seltener an Depressionen und Angststörungen. Auch die Vitamine D, B12 und Folsäure sind zentral für die mentale Gesundheit. Ein Mangel an Vitamin D, das durch Sonnenlicht und einige Lebensmittel wie Eier, Pilze und fetten Fisch aufgenommen wird, kann depressive Verstimmungen begünstigen. Ebenso unterstützen B12 und Folsäure das Nervensystem und die Produktion von Neurotransmittern, die unsere Stimmung steuern.

Wie Darmgesundheit und Psyche zusammenhängen

Gehirn und Psyche profitieren also von einer ausgewogenen Ernährung. Das überrascht nicht, ist es doch schon länger bekannt, dass unsere Darmgesundheit relevant ist für das psychische Wohlbefinden. Die direkte Verbindung zwischen Darm und Gehirn, die sogenannte Darm-Hirn-Achse, wird immer besser verstanden. Dabei zeigt sich zunehmend, wie stark unser «Bauchhirn» unsere psychische Gesundheit beeinflusst. Zwischen Darm und Gehirn besteht eine enge Kommunikation, die über Neurotransmitter sowie über das Nerven- und Immunsystem abläuft. Darmbakterien wiederum spielen eine zentrale Rolle bei der Produktion der Neurotransmitter, wie etwa dem «Glückshormon» Serotonin. Es beeinflusst nicht nur unser Hungerund Sättigungsgefühl, sondern hat auch eine positive Wirkung auf unsere Stimmung. Eine ausgewogene Ernährung fördert eine gesunde Darmflora. Dazu zählen reichlich Nahrungsfasern aus frischem Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Samen, Nüssen und Vollkorngetreide sowie probiotische Lebensmittel wie Bifidus-Joghurt, Sauerkraut, Kombucha, Kefir, saure Gurken und Miso. Eine solche Ernährung ist für den Darm und damit auch für das psychische Wohlbefinden zuträglich. Eine gestörte Darmf lora hingegen kann das Risiko für Depressionen und Angstzustände erhöhen.

Lebensmittel, die auf das Gemüt schlagen

Während gesunde Nährstoffe das Gehirn unterstützen, können zu viel Salz, gesättigte Fettsäuren, Alkohol, künstliche Süssstoffe und Zucker negative Folgen haben. Zucker beispielsweise aktiviert unser dopaminerges System, das im Gehirn für Motivation und Belohnung zuständig ist. Dies führt zur Ausschüttung von Dopamin, der Dopaminspiegel steigt vorübergehend. Dies führt dazu, dass wir uns vorübergehend besser fühlen. Das kann jedoch in einem Suchtverhalten münden. Zudem verursacht Zucker schnelle Blutzuckerschwankungen, was zu Müdigkeit, Reizbarkeit und sogar Angst führen kann. Langfristig kann eine zuckerreiche Ernährung Entzündungen fördern. Oft greifen Menschen in stressigen oder emotional belastenden Situationen zu ungesunden, süssen oder besonders fettigen Snacks. Dieses sogenannte «emotionale Essen» kann langfristig das Wohlbefinden beeinträchtigen. Es führt häufig zu Überessen und in der Folge zu Schuld- und Schamgefühlen, was die Psyche weiter belastet.

Tipps für eine gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist essenziell, um die Psyche positiv zu beeinflussen. Nahrungsfaserreiche Lebensmittel fördern wie oben erläutert die Darmgesundheit. Frisches Gemüse und Obst liefern wichtige Vitamine und Mineralstoffe, während fettreicher Fisch oder pf lanzliche Omega- 3-Quellen – wie Nüsse, Hanfsamen oder auch Algen – regelmässig auf dem Speiseplan stehen sollten. Im Bestfall sind sie regional, unverarbeitet und so naturbelassen wie möglich. Verarbeitete und zuckerreiche Lebensmittel hingegen sollten nur in Massen genossen werden. Schliesslich lohnt es sich, auf das eigene Hunger- und Sättigungsgefühl zu hören und emotionales Essen zu vermeiden.
 

Leserfrage

"Liebe Frau Held
Vor allem in stressigen Prüfungsphasen greife ich oft zu Süssigkeiten oder Fast Food. Gibt es Lebensmittel, die mich in diesen intensiven Phasen unterstützen können?" Amelie Müller (24 Jahre)
 
Liebe Frau Müller In stressigen Zeiten ist es wichtig, regelmässig Pausen einzulegen. Ein Spaziergang, eine Sporteinheit oder ein Moment der Achtsamkeit – wie das bewusste Atmen oder kurz die Augen schliessen – können helfen, Entspannung zu finden. Nehmen Sie sich einen Moment, bevor Sie zum Essen greifen, um zu reflektieren: Habe ich wirklich Hunger oder ist es eher «Gluscht»? Wenn Sie dann eine Zwischenmahlzeit benötigen, wählen Sie z. B. eine Handvoll Nüsse, frische Beeren oder Vollkornprodukte.
 
Herzlichst Ihre Irene Held
 

Sanasearch in Zusammenarbeit mit dem epb Schweiz und Irene Held.

Dieser Artikel erschient ausserdem in der Oliv Zeitschrift 02/2025: zum Artikel

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