Der Jahreskreis schreitet voran. Wie von Sinnen tanzen die Blätter im Goldrausch und lassen die Natur noch einmal kräftig aufleuchten. Bald legt sich Mutter Erde zur Ruhe. Der Bär zieht sich langsam in seine Höhle zurück und bereitet sich im schützenden Mutterschoss auf den Wintertraum vor. Wir nähern uns der Zeit der Ahnen, der Nacht des Samhains (Allerheiligen) und der Verstorbenen. Einer Zeit, in der Tod und Sterben im Fokus aller Ereignisse stehen, weil nur durch den Zyklus des Werdens und Vergehens neues Leben entstehen kann.
Altes loslassen und Neues säen
Mit der Feier von Allerheiligen erinnern wir uns an die Toten und läuten die düstere Jahreszeit ein, unter deren dicken Schicht aus Nebel, Laub und Schnee bereits das neue Leben schlummert, das im Frühling erwacht. Ich bin der Ansicht, dass wir verbunden sind mit vielen Welten. Auch mit der Welt der Verstorbenen. Sie sind für mich nicht sichtbar, ihre Präsenz ist jedoch allgegenwärtig. Wir können durch ihre Augen sehen, auf ihren Spuren wandeln und aus ihrem Wissen schöpfen. Es fällt im Winter leichter, mit dieser Ahnenenergie in Kontakt zu kommen und sie gezielt als Kraftquelle für das eigene Leben zu nutzen. Es ist die Zeit im Jahreskreis, in der man Altes loslassen und Neues sähen kann.
Während ich staunend durch den herbstlichen Zauber spaziere, habe ich plötzlich das Gefühl, als halte mich etwas an der Schulter fest. Ich drehe mich um und sehe neben mir eine grosse, stattliche Heilpflanze, die mich energisch und energetisch mit ihren stark haftenden Klettfrüchten festhält. Es ist die zweijährige Klette (Arctium lappa) aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie arcteion, arktos (Bär) und Lappa, labein (festhalten, ergreifen). Lappa stammt vermutlich vom keltischen Wort Läpp (Pranke) ab. Die Klette kann bei guter Nährstoffversorgung bis zu zweieinhalb Meter hoch werden. Charakteristisch sind die grundständigen, bis zu einem Meter grossen, dunklen, breiten, herzförmigen Blätter. Die Stiele schimmern rötlich und die Blattunterseite ist wollig weich. Im Sommer erkennt man die Klette an den zahlreichen blau-violett oder purpur blühenden, distelartigen Klettenblüten mit weissen Spitzen. Um die Blüten legt sich ein Strahlenkranz, der mit feinen Widerhaken versehen ist und eine lange Pfahlwurzel verankert die Klette tief in der Erde. In dieser Jahreszeit befindet sie sich im Samenstadium und ist nicht mehr voll im Saft. Dennoch wirkt sie immer noch kraftvoll.