Keine Regeln, mehr Genuss - intuitiv essen

Bei der genussvollen, intuitiven Ernährung signalisiert der Körper, was er braucht. Kann das funktionieren?

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Keine Regeln, mehr Genuss - intuitiv essen

Jeder von uns kennt wahrscheinlich Szenarien wie diese: Sie bringen es nicht übers Herz, den Teller halbvoll stehenzulassen; also essen Sie alles auf, obwohl Sie längst satt sind. Oder: Um 12 Uhr gehen die Kollegen in die Kantine – und Sie mit, obwohl Sie noch keinen Hunger verspüren. Diese Beispiele zeigen: Oft wird die Ernährung von aussen gesteuert. Wobei eine geregelte Essensroutine durchaus Sinn macht. Gerade gemeinsame Mahlzeiten mit Kollegen, Freunden und Familie können wichtig sein. Doch wer sich seine Ernährungsgewohnheiten bewusster machen möchte, der könnte es mal mit der sogenannten intuitiven Ernährung probieren.

Für intuitive Esser gibt es keine Ernährungsvorschriften und keine Zwänge. Sie hören bewusst auf ihr Bauchgefühl und orientieren sich an den körperlichen Bedürfnissen. Durch die Zusammenarbeit mit den eigenen Hungerund Sättigungssignalen wissen sie instinktiv, was sie wann brauchen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? In der Tat ist das intuitive Essen eine der natürlichsten menschlichen Ernährungsweisen. Sie kann Menschen helfen, ein ausgewogenes Essverhalten zu entwickeln.

Wie funktioniert intuitives Essen?

Der Grundsatz beim intuitiven Essen ist Folgender: Wer nur dann isst, wenn er Hunger hat und mit dem Essen stoppt, wenn er satt ist, isst intuitiv. Die Signale des Körpers immer richtig einzuschätzen, braucht jedoch Übung. Denn viele halten sich an bestimmte Essenszeiten und schlemmen über den Hunger hinaus, insbesondere wenn sie gelangweilt, bekümmert oder frustriert sind. Der Schlüssel beim intuitiven Essen heisst: Achtsamkeit. Fragen Sie sich während des Essens immer wieder: Bin ich jetzt gerade satt oder hungrig? Wie geht es mir, nachdem ich ein bestimmtes Lebensmittel gegessen habe? Fühle ich mich müde oder energetisiert? Wichtig: Das Essen sollte nicht genutzt werden, um die Stimmung zu verbessern oder Emotionen zu kompensieren. Aber der befriedigende Effekt von Essen und der Genuss dabei dürfen auf jeden Fall im Vordergrund stehen. Intuitive Esser nehmen sich Zeit für die Mahlzeiten und zwingen sich nicht dazu, Kalorien zu zählen.

Neue Freiheit auf dem Teller

Ein weiteres wichtiges Prinzip bei der intuitiven Ernährung lautet: Jedes Lebensmittel ist zu jeder Zeit erlaubt und wird nicht in Gut und Böse unterteilt. Denn jeder Mensch isst anders und verträgt Lebensmittel anders. Hinzu kommt, dass sich der Körper verändert. Mit dem Alter zum Beispiel wird der Stoffwechsel langsamer und der Energieverbrauch sinkt. Einige Speisen sind dann nicht mehr so gut verträglich wie zuvor. Oft bringt auch der Beruf unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Sei es durch Schichtarbeit, durch anstrengende geistige Tätigkeiten oder harte körperliche Arbeit. Eine angepasste Ernährungsweise kann in vielen Fällen helfen, ein Optimum an Leistung zu erzielen. Wer sich seiner individuellen Lebenssituation und Bedürfnisse bewusst ist, kann besser Frieden mit dem Essen und vor allem mit seinem Körper schliessen.

Entwickelt wurde das Konzept des intuitiven Essens 1995 von den Ernährungswissenschaftlerinnen Evelyn Tribole und Elyse Resch. Ihre Idee dahinter: Wenn die Ernährungsweise nicht mehr zwanghaft als Mittelpunkt des Lebens betrachtet wird, können sich grosse Erleichterung und Entspannung und somit eine höhere Zufriedenheit und bessere psychische Gesundheit einstellen.

 

Leserfrage

Liebe Frau Held Oft wird gesagt, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Doch was tun, wenn man morgens keinen Hunger hat? (Oliver Specht, 23 Jahre)

Lieber Herr Specht Wenn Sie morgens keinen Hunger haben, müssen Sie sich nicht gezwungen fühlen, etwas zu essen. Essen Sie erst dann, wenn das echte, körperliche Hungergefühl da ist und nicht aus Gewohnheit oder schlechtem Gewissen, weil Sie denken, man müsse doch frühstücken. Grundsätzlich soll jeder sein für sich passendes Essverhalten finden. Bewegung, Achtsamkeits- und Entspannungstechniken wie auch Hypnose oder Meditation helfen beim Aufbau eines neuen Körpergefühls und der Umstellung auf die intuitive Ernährung.


 

Dieser Artikel erschien ausserdem in der Oliv Zeitschrift 04/23: zum Artikel

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