Frau Kobel, das Thema Nahrungsergänzungsmittel ruft nicht nur bei Naturheilpraktikern oft Skepsis hervor. Wie lautet Ihr Standpunkt zur Thematik?
Ehrlich gesagt war ich noch vor ein paar Jahren selbst skeptisch gegenüber dieser neuen Form von Anwendung in der Naturheilkunde, die als orthomolekulare Medizin bezeichnet wird. Zwar war mir der Begriff bekannt, aber ich konzentrierte mich viel mehr auf die Metaebenen eines Organismus und arbeitete spezifisch mit der „Informationsmedizin.“ Als ich dann selbst Beschwerden hatte und mit meinen herkömmlichen Mitteln und Ansätzen keine deutlichen Veränderungen erzielen konnte, liess ich mich vertiefter auf Nahrungsergänzungsmittel ein. Meine Sicht änderte sich allmählich.
Bei welchen Beschwerden halfen Ihnen Nahrungsergänzungsmittel und wie machte sich das bemerkbar?
Ich litt besonders nach sportlichen Aktivitäten an Müdigkeit, erholte mich schlecht und „saure“, schwere Beine erschwerten mir das Treppen steigen. Eine Ernährungsumstellung, sowie alternative Methoden wie Spagyrik und Schüsslersalze erbrachten keine zufriedenstellende Verbesserung. Messungen mit dem Global Diagnostics, ein Instrument das energetische Zustände im Körper misst, zeigte mir hohe Werte an oxydativen und nitrosativen Stress an. So begann ich Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Erst zögerlich und dann regelmässig und in höherer Konzentration. Ich war sehr überrascht, wie sich in relativ kurzer Zeit meine Erschöpfung besserte. Auch die Werte begannen sich im Verhältnis zur Einnahme der Vitalstoffe zum positiven zu verändern. Ich begann auch meinen Klienten vermehrt die passenden Nahrungsergänzungen zu empfehlen. Bei Ihnen verschwanden ebenfalls ähnliche Symptome: Zum Beispiel konnte der Blutdruck gesenkt werden und die allgemeine Vitalität nahm zu.
Sie sprechen von oxydativen und nitrosativen Stress, der durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln gesenkt werden konnte. Was genau macht Stress mit dem Körper und warum ist es so wichtig diesen ernst zu nehmen?
Krankheit beruht generell auf Oxydation. Dabei besteht ein Missverhältnis zwischen stark reaktiven Substanzen (Moleküle), die unkontrolliert andere Moleküle, Gewebe und Organe oxidieren und schädigen oder zerstören und schützenden Antioxidantien (wie z.B. Vitamin C), welche die Oxidation verhindern.
Es gibt viele verschiedene reaktive Substanzen, die unter dem Begriff freie Radikale bekannt sind. Sie umfassen alle Stoffe, die vom Körper abgefangen werden müssen, weil sie sonst mit ihren aggressiven Elektronen Schaden zuführen. Diese Stoffe nehmen wir einerseits über Nahrung, Wasser und Luft auf, produzieren sie aber auch selbst. Es sind Abbauprodukte unseres eigenen Stoffwechsels. Seit ein paar Jahren gibt es neue Messwerte, die Auskunft über den Grad der oxydativen Prozesse in unserem Körper geben. Die Begriffe oxydativer oder nitrosativer Stress bezeichnen die Art der aggressiven Moleküle im Körper. Die einen sind sauerstoffhaltig und die andern stickstoffhaltig. Die aggressiven Moleküle kommen sowohl von aussen über die Ernährung, Elektrosmog, Medikamente, Feinstaub usw. und aus den Abbaustoffen des eigenen Zellstoffwechsel selbst.
Warum sind Vitalstoffe so wichtig für unsere Gesundheit und wirken gegen oxydativen und nitrosativen Stress?
Um funktionstüchtig zu sein, braucht unser Körper Bau-, Stütz- und Schutzstoffe. Mineralien, Vitamine und Spurenelemente sind Vitalstoffe, die lebensnotwendig sind. Nichts geht ohne Biochemie. Jede Stoffwechselfunktion bis in die kleinste Zelle hinein ist abhängig von bestimmten Stoffen, Enzymen und Hormonen. Um diese aufzubauen braucht der Körper bestimmte Stoffe und Moleküle, die eine entsprechende Ladung haben. Auch zur Abwehr und zum Abtransport von Schadstoffen, braucht der Körper Vitamine, Spurenelemente, Enzyme und Basen. Da der menschliche Organismus diese Stoffe nicht selbst herstellen kann, muss er sie über Wasser, Nahrung, Licht und Luft aufnehmen. Fehlen diese Stoffe, so kann der Körper seine Aufgaben und Funktionen nicht erfüllen. Nicht nur die Zellerneuerung leidet darunter, auch Enzyme und Hormone können nicht richtig aufgebaut werden. Der Körper muss kompensieren - Störungen und Krankheiten entstehen. Sind Symptome und chronische Krankheiten vorhanden, so besteht bereits ein deutlicher Mangel.
Was sagt die Wissenschaft zu Nahrungsergänzungsmitteln?
Ich bin überrascht wie viel und wie gut die Wirkung der orthomolekularen Medizin dokumentiert ist. Zahlreiche Studien zeigen auf, wie erfolgreich und heilend z.B. nur schon die Gabe von hohem Vitamin C und D ist, um z.B. Arteriosklerose, zu behandeln. Diese Studien, obwohl es sie schon seit vielen Jahren gibt, werden öffentlich nicht besonders viel diskutiert. Was mich dabei gar schockiert ist wie diese Studien von Pharmakonzernen immer wieder verzerrt und schlecht gemacht werden.
Um sicher zu gehen, dass der Körper alle nötigen Vitalstoffe in ausreichender Menge im Körper besitzt, unterziehen sich viele Menschen einem Blutest. Würden Sie dazu raten?
Die Annahme das ein normaler Blutspiegel ein zuverlässiger Indikator für die Gesundheit ist, kann ich so nicht ganz unterschreiben. Der Mangel an Nährstoffen in der Zelle besteht schon weit früher als er im Blut ersichtlich ist. Und klinische Symptome, die uns darauf aufmerksam machen, dass dem Körper wichtige Stoffe fehlen, treten meist erst dann auf, wenn schon ein erheblicher Nährstoffmangel besteht.
Warum ist es nicht möglich einen Nährstoffmangel durch eine angepasste Ernährung auszugleichen?
Um einen Nährstoffmangel zu beheben brauchen wir hohe Mengen an Vitalstoffen, die unmöglich ausschliesslich über die Ernährung eingenommen werden können. Nebst einer Fehlernährung entsteht ein Nährstoffmangel heute vor allem dadurch, dass viele Nahrungsmittel nicht mehr so wertvoll an Vitalstoffen sind. Zudem ist kein einziges Nahrungsmittel, welches über den Ladentisch geht, noch naturbelassen. Alle werden mit Zusatzstoffen zur Konservierung angereichert. Ausgelaugte Böden, Kunstdünger, Pestizide - selbst in Bioprodukten zu finden - sorgen dafür, dass unsere Nahrungsmittel immer weniger Bau- und Schutzstoffe enthalten und ständig mehr belastet sind. Pestizide führen zudem dazu, dass die wertvollen und wichtigen Salvestrole (ein natürlicher Schutzstoff, welcher die Pflanzen gegen Pilze und Bakterien herstellt) nur noch zu 30% in den Pflanzen vorhanden sind. Auch fehlen die Glyconährstoffe, die für die Zellkommunikation wichtig sind, weil die Früchte und das Gemüse gar nicht mehr an der Sonne reifen und grün geerntet werden.
Doch nicht nur aus der Landwirtschaft belasten uns Schadstoffe. Elektrosmog, elektromagnetische Belastungen, Schwermetalle, Medikamente oder Impfungen sind weitere Quellen. Unser Organismus muss sich mit so viel Schadstoffen und Fremdstoffen auseinandersetzen, dass er schlicht zu wenige Schutzstoffe hat. Dagegen hilft die Aufnahme von mehr Vitalstoffen.
Welche Stoffe in Nahrungsergänzungsmitteln stufen Sie als besonders wichtig ein?
Einer der wirkungsvollsten Stoffe ist das Vitamin C. Im Gegensatz zu den meisten Tieren kann der Mensch Vitamin C nicht selbst synthetisieren, obwohl sein Bedarf extrem hoch ist und es das wichtigste Antioxydans ist. Vitamin C ist in vielen Säften und Nahrungsmitteln beigefügt und meist schon oxydiert, da es sauerstoffempfindlich und wasserlöslich ist. Mit einer guten Vitamin-C-Versorgung hätten wir sehr viel weniger. Diese Erläuterungen sind keine Behauptungen, sondern mehrfach mit Studien belegt und nachgewiesen.
Gibt es auch Kritikpunkte zu Nahrungsergänzungsmitteln?
Ein weit verbreiteter Kritikpunkt ist, dass Nahrungsergänzungsmittel künstlich hergestellt werden. Doch hier gibt es verschiedene Begründungen um dies zu relativieren. Reines, natürliches Vitamin C kann beispielsweise nur mit Einsatz von Chemie aus Früchten und Gemüse isoliert werden.
Ein weiteres Problem könnte sein, das viele Vitalstoffe nicht günstig sind. Diesen Punkt sehe ich jedoch differenziert. Ist die Qualität des Produktes gewährleistet, so ist es in meinen Augen auch in Ordnung mehr Geld dafür auszugeben. Qualitative Produkte sind ausgewogen zusammengesetzt und dosiert, um die Zellen und das Gewebe umfassend zu schützen und sich in ihrer Funktion zu verstärken. Es wird mit hohem Aufwand und mit neuesten orthomolekularen, wissenschaftlichen und biophysikalischen Erkenntnissen entwickelt. Auch wird sehr viel Wert auf die Bioverfügbarkeit gelegt. Von daher finde ich diese Kritik eher umstritten.
Zu welchen Produkten raten Sie und welche Tipps geben Sie Ihren Klienten die erst mit der Zugabe von Nahrungsergänzungsmitteln beginnen?
Viele Billigprodukte werden vom Körper schlecht aufgenommen oder gehen kaputt, schon bevor sie ihre Wirkung im Körper vollziehen können. Beispielsweise wird das reine Vitamin C im Kontakt mit Luft, Flüssigkeit und Licht sehr schnell oxydiert. Es gibt jedoch sehr gute Produkte, bei denen bei der Produktion auf eine hohe Bioverfügbarkeit geachtet wird.
Das Problem bei der Aufnahme dieser Wirkstoffe kann auch entstehen, wenn die Darmflora gestört ist. Nicht selten ist dann eine Darmsanierung notwendig, um das Darmmilieu wieder zu verbessern.
Beginnern rate ich mit kleinen Mengen der Supplementierung anzufangen, damit der Körper sich anpassen kann. Zudem sollte die Trinkmenge von 2-3 Liter Wasser täglich eingehalten werden. Erstens müssen die Stoffe gut zu den Zellen schwimmen können und zweitens müssen die nun gebundenen Schlacken Stoffe über die Nieren und die Blase möglichst schnell ausgeschieden werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Nahrungsergänzung kann bei Mängeln sehr sinnvoll sein, berücksichtigt man bestimmte Kriterien wie die Qualität der Ergänzungsmittel und ihre Kombination. Bevor wir etwas ablehnen, sollten wir einen Versuch wagen und uns selbst überzeugen, besonders dann, wenn wir nicht weiterkommen.
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