Tief durchatmen - der gesunde Umgang mit unseren Emotionen

Tief durchatmen - der gesunde Umgang mit unseren Emotionen

Liebe und Angst, Freude, Traurigkeit, Wut und Ekel sind menschliche Grundemotionen. Daneben unterscheidet die Psychologie viele weitere Emotionen, die unsere Gefühlswelt ausmachen. Evolutionär spielen sie eine wichtige Rolle: Unseren Vorfahren halfen Emotionen in gefährlichen Situationen zu überleben und soziale Bindungen zu stärken. Forscherinnen und Forscher betonen, dass Emotionen und die daraus folgenden Gefühle keine «schlechten» oder «guten» Zustände sind. Stattdessen sind sie Informationen, die uns etwas über unsere inneren Bedürfnisse mitteilen - und darüber, wie wir die Umwelt wahrnehmen. Unangenehme Gefühle sind keine Feinde, die wir bekämpfen oder verdrängen müssen. Vielmehr sind es Signale, die uns auf erfüllte und unerfüllte Bedürfnisse und Bedrohungen hinweisen. In dem Sinne sind Emotionen und Gefühle als Freunde, Verbündete und Wegweiser zu betrachten. Emotionale Intelligenz Der Schlüssel zu einem gesunden Umgang mit unseren Emotionen und Gefühlen ist die emotionale Intelligenz. Sie bezeichnet die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen und zu verstehen sowie angemessen darauf zu reagieren.

 

Emotionale Intelligenz

lässt sich trainieren und verbessern. Die folgenden Methoden können dabei helfen. 

Selbstwahrnehmung: Dadurch realisieren wir, wie Gefühle uns und unsere Handlungen beeinflussen. Tagebuchschreiben oder Achtsamkeitsübungen stärken die Selbstwahrnehmung.

Selbstregulierung:Dazu gehört das Erlernen von Techniken gegen Stress, wie Atemübungen, Meditation, Körperübungen oder Hypnose. Hypnose ist ein Zustand tiefer Entspannung und erhöhter Konzentration, der es ermöglicht, den inneren Erfahrungsreichtum anzusprechen. In diesem Zustand kann man auf tief verwurzelte Emotionen zugreifen und sie positiv beeinflussen.

Empathie: Sie fördert die positive soziale Interaktionen und Verbundenheit und ermöglicht angemessen auf Gefühle zu reagieren. Aktives Zuhören und offenes Fragen sind Wege, um die Empathie zu fördern. Beziehungsmanagement: Die Fähigkeit, effektiv zu kommunizieren und Konflikte zu lösen sowie Hilfe zu geben und anzunehmen.

 

Strategien für eine ausgeglichene Gefühlswelt

Neben der Förderung der emotionalen Intelligenz, gibt es verschiedene spezifische Strategien, die uns helfen, mit unseren Emotionen gesund umzugehen und sie zu verarbeiten:

Selbstfürsorge: Regelmässige Selbstfürsorgepraktiken wie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung sind grundlegende Bausteine für ein stabiles emotionales Wohlbefinden.

Kognitive Umstrukturierung: Gedanken können hinterfragt und positiv umformuliert werden.

Akzeptanz: Indem wir Gefühle als natürliche Zustände und Botschafter inneren Erlebens anerkennen, vermeiden wir Stress. Es bedeutet nicht, dass wir unsere Gefühle stets grossartig finden müssen.

Selbstmitgefühl: Es stärkt den gesunden Umgang mit Emotionen und fördert unser Selbstbewusstsein und somit die psychische Gesundheit. Eine praktische Übung: Schritt 1: Gefühle benennen «Was fühlst du genau? » Schritt 2: Gefühle im Körper wahrnehmen «Wo im Körper spürst du dieses Gefühl?» Schritt 3: Gefühl zulassen, umsorgen und weicher werden lassen.

Ausdruck: Den Gefühlen Ausdruck verleihen – sei es durch Gespräche, in Form von Schreiben, Malen oder durch Bewegung -, kann helfen, sie zu verarbeiten und zu verstehen. Ein sicherer Raum, in dem wir unsere Emotionen teilen, ist hierbei sehr wertvoll. Im Sinne von «Name it and you tame it» (dt. «Benennst du es, dann zähmst du es»), kann es sehr hilfreich sein, uns nicht in unseren Gefühlen zu verlieren, sondern diese zu benennen, um somit eine gesündere Distanz zu ihnen zu finden.

 


Leserfrage

"Liebe Frau Behrends Wie schaffe ich es, mit meinem Mann eine respektvollere Beziehung zu führen?" Frauke Klein, (43 Jahre)

 

Liebe Frau Klein

Der Ansatz des Selbstmitgefühls und die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg (US-amerikanischer Psychologe und international tätiger Mediator. 1934 – 2015), die beide auf Empathie, Verständnis und Respekt basieren, können Ihnen dabei helfen. Mitgefühl für uns selbst und andere ist wie ein Muskel, den wir durch Training stärken. Wir lernen mithilfe der gewaltfreien Kommunikation, unsere Bedürfnisse in Beziehungen klarer und konstruktiver zu formulieren.

Herzlichst Ihre Britta Behrends


Dieser Artikel erschien ausserdem in der Oliv Zeitschrift 11/24: zum Artikel

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