Ob Lotussitz, hängender Hund oder Sonnengruss: Einzelne Übungen aus Yoga-Kreisen sind Ihnen wahrscheinlich geläufig. Doch haben Sie sich auch schon mal die Frage gestellt, welchen Unterschied es macht, wenn Sie statt einem Hatha-Yoga-Kurs einen Bikram-Yoga-Kurs besuchen? Was bedeutet es, wenn ein Studio etwa mit Ashtanga wirbt oder Iyengar-Yoga anpreist? Seit Jahrtausenden gibt es verschiedene Übungssysteme aus denen Yoga entstand. Hier wie erwähnt ein paar von denen:
1.) Anusara – herzöffnendes Yoga aus den USA
Als Newcomer in der Yoga-Welt, ist Anusara ein besonders moderner Yoga-Stil. Erst 1997 entwickelte der Amerikaner John Friend Anusara-Yoga und nannte seine Methode wörtlich übersetzt „mit Anmut fliessen“, was als „aus dem Herzen folgen“, interpretiert werden kann. Als langjähriger Yogalehrer kam Friend in der Vergangenheit vor allem mit Methoden in Berührung, bei denen es um Kontrolle oder Ausrichtung ging und weniger um Gefühle ging. Friend hingegen, wünschte sich eine Lehre, die beide Komponenten miteinander verbinden sollte. Seine Annahme war, dass in allen Menschen eine Tugend steckt, wenn wir unser Herz öffnen und auf dieser Basis entwickelte er Anusara-Yoga. Er kombinierte Methoden wie die Philosophie des Tantra mit der Biomechanik, um sportliche und geistige Ertüchtigung in Einklang zu bringen.
Typisch für Anusara ist, dass der Yogalehrer vor dem Training ein philosophisches Thema aufgreift, es auf den Alltag überträgt und als Fokus während der Stunde verwendet. Es könnte sich dabei zum Beispiel um „Vertrauen“ handeln. Anusara bietet sich vor allem für Yoga-Anfänger an, denn Haltungen und Ausrichtungen, werden sehr bedacht ausgeführt und präzise angesagt. Die exakte Ausrichtung ist von Vorteil, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
2.) Ashtanga– Spiel mit Atmung, Körper und Geist
Der dynamische Stil Ashtanga geht auf Jahrhunderte alte Yoga-Gelehrte zurück, allerdings ist nicht bekannt, wie alt dieses System genau ist. Populär wurde Ashtanga vor allem in den 70er Jahren in Kalifornien, durch den Inder Krishna Pattabhi Jois. Der Ashtanga-Stil ist eine sehr ausgefeilte und präzise Methode im Yoga. In seiner traditionellen Form, werden Übungen (Asanas) in einer festgelegten Serie trainiert und jedes Asana wird mit einer ganz spezifischen Atem- und Bewegungsabfolge verbunden. Das Zusammenspiel von Atmung, Körper und Geist, spielt dabei eine grosse Rolle. Ashtanga ähnelt damit dem Vinyasa-Yogasehr, der einzige Unterschied besteht darin, dass die Übungen im Ashtanga exakt gleich sind und eine exakt gleiche Reihenfolge einhalten. Deshalb ist dieser Stil sehr anspruchsvoll und bietet sich vor allem für erfahrende Yoga-Liebhaber an.
3.) Bikram – Schwitzen mit Saunaatmosphäre
Bikram ist unter allen Yoga-Stilen vermutlich der, um den es die meisten Kontroversen gibt. Vor ungefähr 30 Jahren entwickelte der Inder Bikram Choudhury eine Yogaschule, in der sich alle Schüler, während des Unterrichts, in künstlich aufgeheizten Räumen aufhielten. Durch die Hitze soll die Sehnen- und Muskelarbeit angekurbelt werden und zudem soll der Körper während des Schwitzens auf natürlichem Weg entgiften. Auch wenn Bikram sich grosser Beliebtheit erfreut, finden es kritische Stimmen bedenklich, dass zu starke Hitze das Risiko von Muskelkrämpfen oder Kreislaufkollaps verstärken kann. Wer also einen zu niedrigen Blutdruck oder Herz-Kreislaufbeschwerden hat, sollte Bikram-Yoga mit einem Arzt besprechen, bevor es in die „Saunastunde“ geht. Bikram- Yoga ist eine markengeschützte Serie von 26 Yoga-Übungen. Ähnlich wie Ashtanga, folgt auch Bikram-Yoga einer genauen Sequenz.
4.) Hatha – die Basis vieler Yogis
Das Wort Hatha steht für "Pole ausgleichen", um zu Einheit und Harmonie zu finden. Denn die Silbe "Ha" bedeutet so viel wie "Sonne" und die Silbe "Tha" heisst "Mond". Anfänglich unterstütze Hatha-Yoga die Konzepte anderer Yoga-Formen, wurde jedoch in kürzester Zeit so populär, dass es heute als eine eigenständige Form im Yoga betrachtet wird. Sehr viele Yoga-Stile entwickelten sich aus dem Hatha heraus. Vor allem in der westlichen Welt wird Yoga häufig als Hatha-Yoga synonym verwendet. Wenn eine Yogaklasse durch Hatha gekennzeichnet ist, bedeutet dies im Allgemeinen, dass alle Einleitungen in die Übungen behutsam erfolgen und die meisten Übungen zu den typischen Yogapositionen gehören. Die Yogastunde ist geprägt von langsamen und sehr entspannten Übungen und ist eine gute Möglichkeit für Anfänger, sich mit den Grundlagen des Yogas vertraut zu machen. Beim Hatha-Yoga geht es vor allem darum, das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist, durch körperliche Übungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und mit Hilfe der Meditation, herzustellen. Dabei wird der Gleichgewichtssinn gefestigt und die Muskeln gestärkt. Von Kurs zu Kurs ist es unterschiedlich, wie sehr Sie sich bei einer Hatha-Stunde verausgaben. Die Schwierigkeitsstufen können variieren. Denn es kommt ganz darauf an wie intensiv Ihr Lehrer einzelne Übungen gestaltet. Doch ob Sie nun ins Schwitzen geraten oder nicht: Hinterher sollten Sie sich auf jeden Fall entspannter, gelöster und befreiter fühlen.
5.) Hot Yoga – heisses Workout bei hitzigen Temperaturen
Im Prinzip ist Hot-Yoga dem Bikram-Yoga sehr ähnlich. Sie befinden sich in einem aufgeheizten Raum und sollen bei einer Temperatur von etwa 38 Grad Ihre Giftstoffe ordentlich ausschwitzen. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Stilen kann darin liegen, das beim Hot-Yoga die Sequenzen etwas abweichen. Viele Yogaschulen in der Schweiz bieten die beiden Stile in Verbindung miteinander an. Während des Trainings, das meist 90 Minuten lang dauert, werden einzelne Muskeln des Körpers bewegt, gedehnt und gekräftigt.
6.) Iyengar – Seelensport mit Yoga-Props
Entwickelt und populär wurde Iyengar durch den indischen Yoga-Lehrer Shri Bellur Krishnamachar Sundararaja Iyengar im Jahr 1918. Dieser Stil legt besonders grossen Wert auf Genauigkeit. Je intensiver Sie sich mit Ihrem Körper beschäftigen, desto tiefer befinden Sie sich in einem Stadium der Konzentration, so lautet die Iyengar-Philosophie. Der Yoga-Liebhaber Iyengar forschte auf dieser Grundlage akribisch an einzelnen Yoga-Übungen und versuchte diese in ihrer Ausrichtung und Wirkung zu perfektionieren. In einem Yoga-Studio das Iyengar unterrichtet, werden Sie zahlreiche Hilfsmittel vorfinden, die Ihnen bei der Ausführung einzelner Übungen weiterhelfen können. Zu den sogenannten Yoga- Props gehören beispielsweise Klötze, rutschfeste Matten, Rückenbänke, Stühle oder Gurte. Im Fokus der Iyengar- Übungen stehen die Yogahaltungen wie beispielsweise Stehhaltungen, Vorwärtsstreckungen, Drehungen, Rückwärtsstreckungen sowie regenerative Haltungen und Umkehrstellungen, die in unterschiedlichen Sequenzen durchgeführt werden können. Auch wenn es für Iyengar nicht typisch ist, dass Ihr Puls in weit entfernte Höhen schnellt, können die Übungen trotzdem mental und physisch, eine Herausforderung sein. Falls Sie an einer Verletzung leiden oder eine chronische Erkrankung haben, kann Iyengar für Sie ein guter Yoga-Stil sein.
7.) Moonlight-Yoga oder restoratives Yoga – nächtliche Entspannung
Beim Moonlight-Yoga werden keine Kerzen neben die Matte gelegt. Zwar wird Moonlight-Yoga gerne am späten Abend praktiziert, wenn der Mond im Zenit steht, jedoch ist dieser Stil weitaus intensiver als ein Candle-Light-Dinner. Beim Moonlight-Yoga oder auch restoratives Yoga genannt, geht es weniger um körperliche Stärke, sondern viel mehr um mentale Kraft. Oft wird dieser Yoga-Stil als Hilfe für seelische Heilungsprozesse eingesetzt. Auch hier kommen Hilfsmittel zum Einsatz, sodass Sie für die einzelnen Übungen so gut wie keine Kraft aufbringen müssen. Die Haltungen sind sehr entspannend und können durch Decken, Kissen, Blöcken oder Yoga-Sessel länger gehalten werden als üblich. Die Gefühls- und Gedankenwelt kann somit ganz bewusst wahrgenommen werden und soll Ihre Lebensqualität verbessern. Ebenso ist Moonlight-Yoga eine ideale Möglichkeit, nach einem hektischen Tag zur Ruhe zu kommen oder es als präventive Einschlafhilfe zu nutzen.
8.) Vinyasa Flow Yoga – tänzerisches Wechselspiel
Das dynamische Vinyasa Flow Yoga entwickelte sich aus dem traditionellen Hatha-Yoga und entstand in den 80er Jahren in den USA. Grundidee war es dabei, eine Brücke zwischen östlicher Spiritualität und westlicher Dynamik zu schlagen. Das Vinyasa Flow Yoga legt grossen Wert darauf, dass einzelne Übungen und Körperhaltungen ineinander übergreifen, sodass ein „Flow“ (Fluss) entstehen kann. Dabei kann die Choreographie fast schon tänzerisch anmuten und Flexibilität, Anspannung, Kraft oder Entspannung befinden sich in einem Wechselspiel zu einander. Während der Bewegung wird der Atem synchronisiert, um aufzuzeigen, wie sehr die Dinge im Einklang miteinander stehen. Beispielsweise das Einatmen nicht oder das Ausatmen existieren kann. Das Training kann sehr lebendig und intensiv sein und soll Ihre Wahrnehmung verfeinern.
Im Vergleich zu anderen Yoga Richtungen verzichtet das Vinyasa Flow Yoga auf klassische Rituale wie beispielweise intensives Pranayama.