Was ist Shiatsu?
Shiatsu ist eine traditionelle, japanische Massagetechnik. Ihr Wirkprinzip beruht auf sanftem Druck mit Fingern und Handballen auf den Körper des Patienten. Der Therapeut baut damit eine Verbindung zum Ki, der Körper- und Lebensenergie des Patienten, auf. Dadurch kann er Verspannungen lösen und dafür sorgen, dass der Energiefluss im ganzen Körper reibungslos und unterbrechungsfrei funktioniert. Wohlbefinden und Lebensfreude, aber auch Leistungsvermögen und Konzentration werden so gefördert. Da auch der Patient selbst über die Shiatsu-Technik mit seinem Ki in Verbindung tritt, unterstützt die Therapie ihn darin, seinen Körper und seine Lebenslage zu akzeptieren. Insofern ermöglicht es auch einen gesünderen und gelasseneren Lebenswandel, hilft Ängste abzubauen und die individuelle Kraft besser auf den Tag zu verteilen.
Neben dem klassischen Shiatsu gibt es inzwischen eine ganze Reihe spezialisierter und weiterentwickelter Formen der Technik. Shin Tai, Wassershiatsu oder Kiatsu sind nur einige Beispiele. Shiatsu wird inzwischen erfolgreich auch bei Kindern im Säuglingsalter und sogar bei Tieren angewandt.
Wer hat Shiatsu erfunden?
Bereits im 14. Jahrhundert entwickelte sich in Japan, ausgehend von Techniken der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), eine Massagetechnik mit Namen Anma. Anma entwickelte sich bis in 20. Jahrhundert langsam weiter und wurde zu dem, was wir heute Shiatsu nennen. Der Name Shiatsu (der auf deutsch in etwa "Fingerdruck" bedeutet) wurde von Tokujiro Namikoshi vergeben. Namikoshi begründete 1940 die "Shiatsu Akademie" in Tokio und 1947 den japanischen Shiatsu Verband. Von diesen Institutionen aus, wurde das Shiatsu weiterentwickelt und um traditionelle und moderne Erkenntnisse ergänzt. So entwickelte etwa Shizuto Masunaga das Zen Shiatsu, das die Techniken Namikoshis um Erkenntnisse der modernen Physiologie und Psychologie einerseits und das Meridian-Leitbahnsystem der traditionellen chinesischen Medizin andererseits erweiterte. Zen Shiatsu ist in Europa heute die gängigste Shiatsu-Variante.
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wird Shiatsu zunehmend auch in der westlichen Welt angewandt. Inzwischen ist es hier so populär, dass wesentliche Teile der Weiterentwicklung und Verfeinerung der Technik mittlerweile in Europa und den USA erfolgen. Aufgrund der Popularität von Zen Shiatsu, bauen die meisten dieser neuen Konzepte darauf auf.
Wie funktioniert Shiatsu?
Shiatsu wird meist auf einer Matte oder einem speziellen, möglichst niedrigen Futon ausgeübt. In seiner Funktionsweise ähnelt es der Akupunktur und -pressur. Das heißt, der Therapeut behandelt vor allem einzelne Punkte am Körper. Diese sind mit den sogenannten Meridian-Energieleitbahnen verbunden, auf denen das Ki, die Körper- und Lebensenergie des Menschen, fließt. Die meisten dieser Punkte befinden sich in der Körpermitte, einige Ausnahmen zum Beispiel im Nackenbereich existieren aber. Durch Massage der Punkte, werden Energieungleichgewichte ausgeglichen. Der Energiefluss wird reguliert und in harmonisches Gleichgewicht gebracht. Der Körper ist dadurch in der Lage seine Selbstheilungskräfte zu (re)aktivieren. Er kann Krankheiten nun besser und zuverlässiger entgegentreten. Das Gleichgewicht von Seele und Körper wird stabilisiert oder erst wiederhergestellt.
Was bewirkt Shiatsu?
Shiatsu, wie es heute praktiziert wird, funktioniert über die Behandlung von Energiestauungen auf den sogenannten Meridian-Leitbahnen. Der Therapeut analysiert im Gespräch und per Palpation, welche Stauungen für welche Leiden verantwortlich sind und behandelt diese, indem er an korrelierenden Stellen des Körpers mit sanftem Druck Spannungen löst. Auf diese Weise werden die Flüsse des Kis und anderer Energien gelöst. Die Energie kann dadurch wieder frei im Körper zirkulieren und bringt damit Geist, Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht. Das steigert nicht nur das allgemeine Wohlbefinden, sondern ermöglicht es dem Körper vor allem seine Selbstheilungskräfte zu entfalten. Gerade als Ergänzung zu modernen Therapieverfahren kann das wichtig sein. Der Körper kann die positiven Effekte chemischer Medikationen so unterstützen und sich zugleich gegen mögliche Nebenwirkungen zur Wehr setzen.
Wer darf Shiatsu ausüben?
Shiatsu darf in der Schweiz zunächst von jedem ausgeübt werden. Dabei ist es aber wichtig, zwischen der medizinischen und der lediglich dem allgemeinen Wohlbefinden dienlichen Anwendung zu unterscheiden. Denn während Zweitere von jedem angeboten und ausgeführt werden darf, ist die ausdrücklich medizinische Anwendung medizinischen Masseuren, Heilpraktikern, Ärzten und Physiotherapeuten vorbehalten.
Da es davon abgesehen keine staatliche Anerkennung für den Beruf des Shiatsu-Masseurs oder -Therapeuten gibt, sollten Kunden und Patienten bei der Auswahl eines Dienstleisters ruhig wählerisch sein. Es kann lohnen, sich umzuhören oder zu prüfen, ob der Shiatsu-Praktiker über das Zertifikat einer renommierten Ausbildungsinstitution verfügt. Dabei sollten sich Patienten aber immer auch klar machen, dass die Shiatsu-Massage eine hohe Kunst ist. Ein Zertifikat kann deshalb immer nur ein Anhaltspunkt bei der Wahl des Therapeuten sein. Oft gibt es sehr talentierte Shiatsu-Praktiker, die keinerlei offizielle Zeugnisse vorweisen können und umgekehrt kann einem formal gut ausgebildeten Therapeuten das entscheidende Quäntchen Gefühl fehlen.